Das Wildgatter in Oberrabenstein – Europäische Wildnis am Rande der Stadt
Das seit 1973 bestehende Wildgatter in Oberrabenstein gehört seit 1995 zum Tierpark Chemnitz. Es liegt ca. zehn Autominuten vom Tierpark entfernt und lässt sich auch gut in Wanderungen durch den Rabensteiner Forst einbinden.
Auf 35 ha Waldgelände leben momentan etwa 90 Tiere in über 15 Arten. Das Gelände ist weitläufig und naturbelassen. Der Besucher hat die Möglichkeit, nicht nur von den Wegen sondern auch von Beobachtungskanzeln aus die sehr großzügigen und artgerechten Gehege zu überschauen und die tierischen Bewohner zu beobachten.
Es werden ausschließlich europäische Tierarten gehalten, und zwar Uhus, Mäusebussarde, Schleiereulen, Fasane, Waldvögel, Europäische Wildkatzen, Karpatenluchse, Europäische Wölfe, Wisente, Schwarz-, Rot-, Reh-, Muffel- und Europäisches Damwild sowie Baummarder.
Der Karpatenluchs (Lynx lynx carpathicus) ist eine Unterart des sogenannten Eurasischen Luchses. Luchse bewohnten einst die Wälder von den Pyrenäen bis nach Sibirien, vom Nordkap bis zum Balkan und von der Türkei bis nach Tibet. Heute ist der Luchs in Mittel- und Westeuropa ausgerottet, wird aber seit einiger Zeit in einigen Regionen, z. B. dem Harz, wieder erfolgreich angesiedelt.Der Tierpark Chemnitz nimmt am Europäischen Zuchtbuch für Luchse teil und hat schon viele Jungluchse in andere Zoos abgegeben.
Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) besiedelte einst große Teile Europas, doch durch die vom Menschen verursachten einschneidenden Veränderungen der Landschaft sowie die Jagd sank ihre Zahl. Heute hat sich der Bestand etwas erholt, doch ist die Art noch immer bedroht, denn vor allem Lebensraumzerstörung und Straßenverkehr setzen der Wildkatze zu. In Deutschland gibt es z. B. Vorkommen in Harz, Eifel, Hunsrück und Pfälzer Wald. Geplant ist nun, den Wildkatzen und anderen Wildtieren durch grüne Korridore wieder einen vernetzten Lebensraum zu schaffen und damit einen besseren Genaustausch zwischen den einzelnen bisher isolierten Populationen zu ermöglichen.
Während die Sichtung von Luchs und Wildkatze in Deutschland für den Spaziergänger oder Wanderer sehr unwahrscheinlich ist, gehören Reh- (Capreolus capreolus) und Rotwild (Cervus elaphus) zu den in Wald und Flur häufig anzutreffenden Arten. Auch Begegnungen mit Wildschweinen (Sus scrofa) sind nicht selten.
Um Wisente (Bison bonasus), die Verwandten der amerikanischen Bisons, in freier Wildbahn zu sehen, muss man gen Osten reisen. Die Art war in Europa schon ausgestorben, die letzten freilebenden Bestände erloschen in den 20ern des letzten Jahrhunderts. Sie konnte nur durch Erhaltungszucht in Menschenobhut gerettet werden und wurde wieder in einigen Ländern, z. B. in Polen und Litauen, angesiedelt. Auch der Tierpark Chemnitz hat schon Tiere zur Wiederauswilderung in Polen bereitgestellt.
Der Europäische Wolf (Canis lupus), einst in weiten Teilen seines Verbreitungsgebietes gezielt ausgerottet und auch heute noch unberechtigterweise mit vielen negativen Attributen versehen, wurde in Deutschland nicht aktiv angesiedelt, sondern wanderte in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts aus den Nachbarländern wieder ein. Inzwischen hat sich in der Oberlausitz eine kleine ständige Population gebildet.
Mufflon (Ovis orientalis musimon) und Europäisches Damwild (Dama dama) sind keine ursprünglichen Bewohner Mitteleuropas, sie wurden aus ihren Ursprungsregionen im Mittelmeergebiet hier eingeführt.

Ein Besuch im Wildgatter ist zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis. Anfang des Jahres setzt die Ranzzeit bei den Katzen und Wölfen ein, ab März kommt bei den Wildschweinen der Nachwuchs zur Welt. Im Frühling und Sommer sind dann überall Jungtiere zu sehen. Ab Juli beginnen die einzelnen Huftierarten nacheinander mit der Paarungszeit. Den Anfang macht dabei das Rehwild, gefolgt von Wisent und Rotwild, Damwild und Wildschwein beenden den Reigen. Gerade bei den Rothirschen lässt sich das Geschehen auch akustisch gut verfolgen, sind doch die Rufe der konkurrierenden Hirsche weithin zu hören. Liegt dann Schnee, kommen viele gefiederte Gäste an die Vogelfutterhäuser, und die Wildgatterbewohner sind im zottigen Winterfell zu erleben.

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